Dienstag, 2. September 2008

Die ARD, Putin und der Kaukasus

Die ARD hatte am 30. August 2008 ein Interview mit Putin ausgestrahlt und dabei entscheidende Wörter und ganze Passagen unterschlagen. Aus 27 Minuten wurden 10 Minuten. Dank Internet und russischsprachiger Interessenten wurde das publik. Die vollständige Fassung ist zwischenzeitlich auch auf dem ARD-Server und wird zu "Hauptsendezeit", nämlich morgen, den 03. September 2008 um 6.20 Uhr (sic!) ausgestrahlt.

Zum Nachlesen eignet sich m.E. am Besten die Seite: http://putin-ard.blogspot.com/, wo die ausgelassenen Wörter und Passagen kursiv dargestellt sind. Mach Dir selber ein Bild!

Am 21. August 2008 brachte RIA Novosti bereits eine Darstellung der militärischen Operationen aus russischer Sicht:"... russische Reaktion auf den Beschuss und die in der Nacht zum 8. August 2008 nachfolgende Invasion der georgischen Truppen ... Kampfgruppen der 58. Armee des Nordkaukasischen Militärbezirks rückten vor, um den Friedenstruppen zu helfen.

Schon in der Nacht des 8. August erschienen die ersten Nachrichten über Schläge der Luftwaffe gegen die georgischen Truppen. Viele Militärfachleute sind der Meinung, dass die südossetische Bürgerwehr nur deswegen den ersten Sturmangriff auf Zchinwali abwehren konnte. Nachmittags entfalteten sich die russischen Landstreitkräfte in der Umgegend der Stadt: Die ersten Manövergruppen rückten bis Zchinwali vor und nahmen das Gefecht auf. Sofort kam es zur "Rollenverteilung":

In den Ortschaften kämpften die örtlichen Bürgerwehr- und Freiwilligenverbände, während die russischen Truppen nur dann ins Gefecht eingriffen, wenn mehr oder weniger bedeutende georgische Kräfte hinzukamen, denen die Milizen nicht gewachsen waren. Außerdem übernahm Russland die Bekämpfung der georgischen Artillerie, und seine Fliegerkräfte begannen mit Angriffen gegen die Infrastruktur der Rückwärtigen Dienste Georgiens. Unterdessen übernahmen russische Spezialeinheiten die Aufgabe, georgische Spezialeinheiten zu neutralisieren. Laut vorliegenden Informationen konnte gerade dank der russischen Spezialeinheiten die Sprengung des Roki-Tunnels durch georgische Saboteure verhindert werden. Durch den Tunnel verläuft die größte Autostraße zwischen Russland und Südossetien. Seine Sprengung hätte die Operation aufs Äußerste erschwert, denn die übrigen Straßen genügen den Ansprüchen nicht.

Die Kämpfe im Raum Zchinwali dauerten drei Tage und Nächte. Am Ausgang des dritten Tages war die georgische Artillerie entweder vernichtet oder zum Räumen ihrer Positionen gezwungen, das georgische Heer verließ die Stadt. Es sei darauf hingewiesen, dass die russische Armee im Zuge der ganzen Operation an mehrere politische Beschränkungen gebunden war, die den Einsatz schwerer Waffen gegen Ortschaften untersagen. Dies erschwerte die Bekämpfung des Gegners beträchtlich. Im Verlauf der ganzen Operation - inklusive bis zum 12. August - führten die russischen Fliegerkräfte Angriffe gegen die Militärinfrastruktur Georgiens durch und nahmen so den georgischen Streitkräften die Möglichkeit, den Krieg fortzuführen. Bei der Operation wurde auch die Flotte eingesetzt: Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte begannen, längs der Küste Abchasiens und Georgiens zu patrouillieren.

Am 11. August hörte die georgische Armee auf, als organisierte Kraft zu bestehen. Die ganze Welt sah die TV-Bilder der Flucht der georgischen Soldaten aus Südossetien, Gori und anderen Gebieten. Die Einheiten flohen südwärts, hauptsächlich in den Raum Tiflis, und ließen die Kampftechnik zurück. Inzwischen weiteten die russischen Streitkräfte gemeinsam mit abchasischen und südossetischen Formationen die Kampfhandlungen auf das Kernterritorium Georgiens aus, bemächtigten sich der liegen gelassenen Kriegstechnik und zerstörten die letzten Überreste der Militärinfrastruktur. Am 12. August gab Dmitri Medwedew den Abschluss der Operation bekannt.

Der Fünftagekrieg hat sowohl die Stärken als auch die Schwächen der russischen Armee vor Augen geführt. Positiv einzuschätzen sind einerseits das hohe Tempo des Vorrückens sowie die Methode und Planmäßigkeit der Niederhaltung des georgischen Artilleriebeschusses und der Bekämpfung der Infrastruktur der Rückwärtigen Dienste sowie die Handlungen der russischen Kommando- und Stabsstrukturen auf allen Ebenen. Andererseits wurde eine Reihe von Mängeln offenbar: die ungenügende Niederhaltung der georgischen Luftverteidigung und Luftwaffe, das Fehlen neuester Waffensysteme und moderner Kampftechnik sowie das schwerfällige System der Nachrichtenübermittlung. Teilweise gab die russische Militärführung diese Mängel sogar zu. So gestand Generaloberst Nogowizyn, der während der ganzen Operation der Presse zur Verfügung stand, offen, dass der Verlust einer Tu-22MR-Maschine die Mängel in der Gefechtsausbildung der Luftstreikräfte veranschaulichte."

update (04.09.2008)
Das Nachrichtenmaganzin Russia Today veröffentlichte heute ein Video, das von einem georgischen Soldaten am 08. August 2008 beim Einmarsch in Цхинвал selbst gedreht wurde: Die Zerstörung von zivilien Wohnhäusern, wie beim Video-Spiel ... :-((

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